Archetreffen

Bash seufzte innerlich erleichtert auf, als die beiden ihren Streit endlich beigelegt hatten. Dann sah er Levi wieder an. "Das ist erstmal ne gute Idee, Levi. Aber wir sollten auch immer wieder zwischendurch mit Leuten außerhalb der Arche üben. Dann fallen wir nicht so auf. Außerdem ist es im Ernstfall auch gut, wenn sich noch andere Schüler verteidigen können."
Dann sah er in die Runde. "Aber wir sollten es nicht nur duellieren üben. Ich weiß, dass einige von euch schon Dinge unternehmen, um Informationen zu sammeln und der gleichen. Auch über solche Sachen sollten wir uns kurzschließen. Dann können wir effektiver arbeiten."

"Ich halte es generell für sinnvoll, dass wir einander über den Stand der Dinge aufklären, ganz gleich, ob es Informationen über potentielle Feinde oder potentielle Verbündete sind. Wenn es um Feinde geht, ist es vielleicht auch nicht verkehrt, uns über Schwachstellen auszutauschen. Was die Sache mit dem Üben betrifft, ich übe zwischendurch mit einigen Ravenclaws, damit sie sich im Falle des Falles verteidigen können. Im Grunde übe ich mit jedem, der mich um Hilfe oder Partnerschaft bittet. In meinem Fall sollte es also nicht auffallen, wenn ich mit irgendeinem von euch übe, gleich, wer es ist."
Die Übungen waren so oder so selbstverständlich. Wer sollte jemandem wie ihr auch Fragen stellen, wenn sie ohnehin schon immer üben wollte? Einzig die Informationen. Doch das war im Grunde der wichtige Teil. Kontrolle, wo immer es möglich war. Solange keiner Mist baute, war schließlich alles im Rahmen dessen, was man bewältigen konnte.

Suzanna nickte zögerlich.
"Üben ist selbstverständlich. Haben wir darüber hinaus die Möglichkeit etwas Neues zu lernen?" Sie blickte zu Caradoc. "Dass sich zum Beispiel diejenigen, die den Protego schon beherrschen am Protego Maxima versuchen?" Üben war schön und gut, aber das reichte ihr nicht.
"Was den Informationstausch angeht, stimme ich euch zu. Mich würde für den Moment noch der Stand in den anderen Häusern interessieren. Könnt ihr da kurz zusammenfassen, was ihr wisst?" Natürlich hatte sie sich bei einigen Leuten schon so ihre Gedanken gemacht, aber die anderen konnten da sicher noch mehr zu ihren Hauskameraden sagen.

Neues zu lernen wäre tatsächlich mal interessant, aber konnten sie das allein? Brauchten sie einen Lehrer, oder konnten sie das aus Büchern lernen? Levi war kein großer Theoretiker, er probierte Sachen lieber gleich aus und lernte in der Praxis.
Und was sonstige Informationen anging...
"Ich hab nicht das Gefühl, dass sich in Gryffindor viele Gedanken zu der Situation machen. Also, Sam und Charlie schon, aber die sind ja jetzt weg. Ray hat echt nur Quidditch im Kopf und Kuri scheint auch eher mit anderem Zeug beschäftigt zu sein. Ich hab das Gefühl, die glauben, dass es sie nicht so wirklich betrifft."
Die Aussicht stellte ihn nicht eben zufrieden.
"Wobei, ich hab neulich noch mit Jenna gesprochen, und sie scheint das Problem zumindest irgendwie auf dem Schirm zu haben, und sie findet es auch nicht gut, wenn Leute so gegen Muggel hetzen... aber letztendlich hält sie das auch nicht davon ab, mit so wem gut auszukommen."
Er zuckte irgendwie hilflos mit den Schultern.

Alisa hatte das Gespräch schweigend verfolgt und sich zurückgehalten. Gerne hätte sie zu dem ein oder anderen Thema etwas gesagt, aber die Gemüter der anderen schienen sehr erhitzt und sie wollte sich nun wirklich mit niemandem streiten. Im Endeffekt hatte sich ja auch alles wieder beruhigt.
"In Hufflepuff bin ich mir nicht sicher.", sagte sie nun und sah einmal in die Runde. "Die meisten reden nur über Quidditch oder belanglose Dinge." Kochen und Backen zum Beipspiel, das war in letzter Zeit ein beliebtes Thema gewesen.
"Naja, außer Leyla. Ich kenne sie nun ja schon lange genug und..." Alisa holte tief Luft, denn es fiel ihr sichtlich schwer, die folgeneden Worte auszusprechen. "...ich glaube nicht, dass man ihr vertrauen kann. Ich hab es immer getan und sie ist auch immer noch nett zu mir, aber irgendwie hat sie sich verändert."
Alisa wusste nur zu gut, was Leylas und ihr gemeinsamer Großvater über die Situation dachte. Wer konnte schon sagen, ob Leyla nicht einfach das aufgriff und verinnerlichte, was ihr zuhause vorgelebt wurde?

Levi bestätigte großteils das, was auch Suzanna dachte. "Jenna steht auf alle Fälle auf unserer Seite, daraus macht sie auch keinen Hehl. Ihre Familie hat sich immerhin auch öffentlich positioniert und Jenna hat vor Kurzem einen Drohbrief bekommen." Sie dachte an ihr Gespräch in den Ferien. "Aber ihr kennt sie ja. Sie ist nicht der Typ, der sich einschüchtern lässt. Ob sie uns eine Hilfe sein könnte weiß ich aber nicht." Sie schrieb immerhin noch für diese furchtbare Zeitung. Und Informationen ließ sie auch nicht ohne Weiteres durchsickern - zumindest nicht Suzanna gegenüber. Sie sah zu Levi. "Vielleicht würde sie sich dir gegenüber ja offener zeigen und dir die ein oder andere Info geben. Immerhin kriegt sie einiges mit."
Alisas Information hingegen hatte sie überrascht. "Leyla? Eure Vertrauensschülerin aus dem 6.?" Sie wusste nicht viel über das Mädchen, außer dass ihr die Familie sehr wichtig war. Soviel hatte sie immerhin aus einer Partnerarbeit in Verteidigung herausbekommen. "Was weißt du über sie? Inwiefern hat sie sich verändert?"

Alisa zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. "Sie ist meine Cousine, ich kenne sie solange ich denken kann." Sie hatten sich zwar außerhalb der Schule immer nur sporadisch gesehen, aber das hatte eher and Alisas Eltern gelegen, die sich von der Familie zu distanzieren versucht hatten.
"Wir sind immer gut miteinander ausgekommen, aber in letzter Zeit benimmt sie sich merkwürdig. Ich weiß nicht, was momentan in ihr vorgeht."
Alisa wusste nicht, ob es irgendjemandem aufgefallen war, aber als Dumbledore zu ihnen gekommen war, um mitzuteilen, dass Devin gestorben war, hatte sie Leyla grinsen gesehen. Vielleicht war es nur eine Einbildung gewesen. Sie wollte wirklich mit jemandem darüber reden, aber sie wusste nicht mit wem - die anderen würden sich am Ende mit Leyla anlegen und das wollte sie gerne verhindern.

Suzanna war sich nicht sicher, ob Alisa wirklich nichts genaues wusste, oder ob sie einfach nicht darüber reden wollte. Aber so war das alles wenig hilfreich.
"Was meinst du mit merkwürdig? Du musst schon ein bisschen konkreter werden, damit wir wissen was los ist. Und wenn du was weißt oder auch nur vermutest, dann wär das wichtig zu wisen. Dafür sind wir doch hier."

Alisa seufzte und setzte sich ein wenig auf, ehe sie von ihren Beobachtungen erzählte. "Ich bin mir aber nicht sicher, vielleicht habe ich es mir eingebildet.", fügte sie noch hinzu und biss sich auf die Unterlippe. "Ich kann auch nicht sagen, was sich genau verändert hat. Ich habe nur...ein ungutes Gefühl in letzter Zeit, wenn ich mit ihr zusammen bin. Und auf mein Bauchgefühl konnte ich mich bis jetzt immer verlassen."

Ava wartete, bis Alisa ihren Bericht beendet hatte. O'Sullivan. Musste man dazu mehr sagen? Eigentlich doch nicht, oder?
"Zu Ravenclaw kann ich euch nicht sagen, wer vertrauenswürdig ist. Ich kann euch nur sagen, wer mir vertraut. Cian und Tabea. Tabea ist jung, aber bestrebt. Und Cian ist jemand, dem ich persönlich sehr vertraue. Auch, weil ich gewisse Dinge von ihm erfahren habe. Und auch, wenn er arrogant wirkt, er hat durchaus Ansichten, die nicht mit denen derer konform gehen, gegen die wir agieren."

Also Leyla im Auge behalten. Dazu würde ja im Unterricht die nötige Zeit sein. "Kannst du was zu ihrer Familie sagen, Alisa?"
Dass Ava oft nicht mehr als das Nötigste sagte, war nicht neu, aber eine etwas umfassendere Beschreibung wäre Suzanna doch lieber gewesen. Für Tabea hatte sie sich bisher nicht sonderlich interessiert, allerdings war sie ihr in den Ferien etwas auf die Nerven gegangen war. Das einzige was sie gewundert hatte war die Tatsache, dass sie und Kuri mit den Zutaten für den Trank zu ihr gekommen waren. "Bestrebt? Inwiefern?" Was Cian anging, so vertraute Suzanna ihm zwar nicht, aber sie hatte das Gefühl, dass sie in manchen Punkten ähnliche Einstellungen hatten. Was ein guter Anfang war. Es gab jedoch noch andere Leute, die sie im Haus Ravenclaw interessierte. "Was ist mit Lennox und Charlotte?" Sie wusste, dass Lennox viel mit Percival unternahm, was generell kein gutes Zeichen war. Und Charlotte...da hatte sie ein ungutes Gefühl."

"Bestrebt, mehr zu lernen. Im Generellen. Sie ist muggelstämmig und liebt ihre Familie, deshalb glaube ich kaum, dass sie in die falsche Richtung tendiert. Weder mit Lennox noch mit Charlotte habe ich viel zu tun. Charlotte wirkt auf mich sehr distanziert, gleichzeitig aber auch sehr bestrebt, die Beste zu sein. Ich traue ihr nicht, kann dir das aber auch nicht begründen. Lennox ist für mich immer der Quidditchfanatiker unseres Hauses gewesen. Muggelstämmig, aber seit er sich mit Percival versteht, etwas verschlossener. Ich halte ihn nicht für bösartig, aber durch seine Kontakte wäre ich sehr vorsichtig mit ihm."

Levi kannte nicht viele Schüler aus Ravenclaw, aber bei Lennox und Charlotte hatte er aufgehorcht.
"Lennox wirkt echt nicht wie ein Typ, der mit einem wie Hargrave rumhängt. Vor allem nicht, weil Lennox muggelstämmig ist, Hargrave macht doch echt keinen Hehl daraus, was er davon hält."
Naja, zumindest Levi gegenüber nicht. Fairerweise musste man sagen, dass Hargrave vermutlich jeder Vorwand recht war, um Levi zu provozieren. Wäre es nicht seine Herkunft, würde er was anderes finden.
"Aber Charlotte hat in Kräuterkunde total gegen Muggel gewettert. Die meint auch, dass Zauberer was besseres sind, einfach weil sie eben zaubern können."
Eine leise Stimme in seinem Kopf merkte an, dass Cian dabei auf Charlottes Seite gestanden hatte, aber irgendwie wollte Levi nichts schlechtes über ihn sagen. Es war dumm und er wusste selbst nicht genau warum, aber schließlich hatte Ava sich auch nicht negativ über ihn geäußert. Und überhaupt konnte Cian auch sehr nett sein.

Sie wollte Levi gerade zustimmen, als sie ein Geräusch hörte - von draußen. Also hob sie die Hand, falls es jemand nicht bemerkt hatte.
"Vielleicht bilde ich mir das ein", flüsterte sie, wohl wissend, dass sie es nicht tat. "Aber da draußen ist jemand. Wir sollten die Details auf ein anderes Treffen verschieben."

Levi meinte auch, etwas gehört zu haben und nickte Ava still zu.
"Okay," flüsterte er, "dann gehn wir am besten nach und nach zurück in die Gemeinschaftsräume."
Er warf einen Blick zur Tür.
"Sobald die Luft rein ist."

Caradoc horchte nach draußen und auch er hatte das unbestimmte Gefühl,  dass im Gang Schritte zu hören waren. Viel Zeit blieb ihnen jetzt nicht mehr,  denn sobald das Geräusch sich entfernten, mussten die Schüler die Gelegenheit nutzen, um möglichst unauffällig zu verschwinden.

Er zog seinen Zauberstab und erneuerte vorsorglich den Muffliato, der über dem Zimmer lag,  um ganz sicherzugehen, dass sie von draußen nicht gehört werden konnten. "Um nochmal kurz auf das Thema Zaubersprüche zurückzukommen," begann er,  "so werde ich euch natürlich soweit möglich beim Üben unterstützen. Allerdings kann ich euch nicht versprechen, dass ich euch Zauber über die regulären Unterrichtszauber hinaus lehren kann. Die Regeln sind da sehr streng. Auch ich muss vorsichtig sein,  denn ich darf es nicht riskieren,  hier meinen Job zu verlieren. Wenn ich aus Hogwarts weg bin, nütze ich der Arche nicht mehr viel."

Vor seinem inneren Auge stieg die Szene auf, als Devin in aller Öffentlichkeit den Brief zerrissen hatte. Mit einem Kopfschütteln wischte er sie beiseite und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. "Zusätzlich hab' ich aber noch einen Vorschlag für euch. Ihr haltet alle die Augen offen, was eure Häuser angeht. Das ist auch verdammt wichtig, aber schaut nicht nur darauf, wer vielleicht die Todesser unterstützt oder sogar aktiv bei ihnen Mitglied werden will."

Er lehnte sich nach vorne. "Achtet auch auf die Leute, die potentielle Opfer werden könnten. Mugglegeborene zum Beispiel. Oder Schüler,  die sich besonders engagiert gegen die Todesser aussprechen. Solche Schüler könnten leicht zu Zielscheiben werden. Natürlich könnt ihr nicht die ganze Zeit Leibwächter spielen, aber wenn euch was Besonderes auffällt, zum Beispiel, dass  ihr das Gefühl habt, ein Schüler soll irgendwo hin gelockt werden, dann behaltet das im Auge oder gebt einem Lehrer Bescheid."

Caradoc stand auf und begann das Geschirr zusammenzuräumen. "Ihr solltet euch auch überlegen, wie engagiert ihr selbst eure Meinung vertreten wollt. Wer  sich offen gegen die Todesser aussprecht, steht stärker im Mittelpunkt und kann nicht mehr so leicht Informationen sammeln wie jemand, der sich bedeckt hält. Andererseits kann so jemand auch zum Ansprechpartner für andere werden, die sich ebenfalls dagegen aussprechen. Überlegt euch das."

Er horchte und löste den Colloportus von der Tür. "So, ich glaub', die Luft ist rein. Lasst euch nicht schnappen!"