The Children's Crusade

Bash sah ebenfalls kurz hinüber und schüttelte dann den Kopf. "Levi wird schon klar kommen. Da muss er allein durch. Wir machen es ihm nur unnötig schwer, wenn wir uns einmischen. Du weißt wie es hier läuft. Jeder muss sich seinen Platz selbst erkämpfen."

Levi trat einen Schritt auf das Mädchen zu, das hier meinte, einen auf Oberlehrer machen zu müssen. Vor der hatte er sicher keine Angst!
"Du meinst es sicher gut, das glaub ich dir," erklärte er. "Mag ja sein, dass das hier alles ungerecht abläuft. Ich wär auch lieber woanders," er weigerte sich hartnäckig, an dieser Stelle an seinen Pa zu denken, "aber wir sind jetzt nun mal hier und müssen das Beste draus machen. Die Erwachsenen sind schlimm genug, da muss man es sich gegenseitig nicht noch schwerer machen."
Er stellte sich betont gerade hin, verschränkte die Arme vor der Brust und zuckte nur ein ganz kleines bisschen, als das an den offenen Wunden auf seinem Rücken zerrte. "Also vielen Dank für deine Hilfe, aber ich seh das alles ein bisschen anders."

Alisa wollte etwas erwidern, wollte sagen, dass es doch viel schöner und einfacher wäre, wenn sie sich gegenseitig unterstützen würden. Aber sie schwieg und sah noch einmal besorgt in Richtung der anderen beiden Kinder.

Zorn flackerte in ihren Augen auf und es war, als würde sie eine eisige Kälte umgeben. Dies war die Stimmung und der Blick, den die anderen Kinder fürchteten.
"Pass mal auf Kleiner. Du magst aus einer kleinen, heilen Welt kommen, in der alles ganz anders lief. Vielleicht sogar mit einer liebevollen Familie. Mit Freunden, auf die man sich verlassen kann. Aber diese Welt gibt es jetzt nicht mehr. Alle Menschen, die du kennst sind entweder tot, wollen dich nicht mehr oder sind unerreichbar. Das Leben hier ist anders. Und wenn ich dir sage, dass dies die Regeln sind, dann tust du gut daran das schnell zu lernen. Denn sonst kann ich auch ganz anders." Sie fixierte ihn und kam noch ein Stück näher.
"Wenn du es drauf anlegst, dann mach ich dir das wenige was von deinem Leben noch übrig ist zur Hölle. Ich kann dir Steine in den Weg legen, wo dein Weg sonst eben wär. Ich kann die anderen dazu bringen es mir gleich zu tun. Hör dich um. Leere Drohungen sind nicht mein Stil. Letzte Chance. Deine Wahl."

Levi wollte es sich nicht eingestehen, aber die Worte des älteren Mädchens, eiskalt und selbstsicher gesprochen, verfehlten ihr Ziel nicht. Die Erinnerung an seinen Pa kam ungerufen in ihm hoch, an die Beerdigung und wie er allein dagestanden hatte, während die Erwachsenen um ihn herum geredet hatten, als ob er gar nicht da wäre.
Es stimmte, Was sie sagte, er war allein.
Und wenn das was alle angedeutet hatten auch wahr war und sein erster Tag noch mild abgelaufen war... vielleicht wäre es dann wirklich besser, auf sie zu hören. Aber alles in Levi sträubte sich dagegen, als stellten sich ihm die Nackenhaare auf bei dem Gedanken, dieses Ultimatum zu akzeptieren. Er könnte natürlich so tun als ob. Ja und Amen zu all dem sagen und er dann nicht tun. Das wäre vermutlich die cleverste Lösung, aber es wäre einfach nicht richtig.
,,Warum?" fragte er stattdessen. ,,Warum solltest du das tun? Du kannst ja machen was du willst, aber warum willst du mir unbedingt vorschreiben, wie ich hier zu leben habe?" Zu Anfang bebte seine Stimme noch, doch er nahm mit jedem Wort an Selbstbewusstsein zu. „Das wird vielleicht nicht die einfachste Art, aber...", er stockte. Er hatte nicht das Gefühl, dass er sie überzeugen konnte. Im Gegenteil, sie schien mehr und mehr wütend auf ihn zu sein und Levi verstand einfach nicht wirklich warum.

Dem Blick des Jungen nach zu urteilen, hatten ihre Worte gesessen. Sie sah einen tiefen Schmerz und Traurigkeit in seinen Augen. Nur einen Moment, bevor seine gewohnte Aufmüpfigkeit wieder aufblitzte. Allerdings nicht mit der gleichen Überzeugung wie sie zufrieden feststellte. Zeit den Sack zu zu machen.
"Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Du kennst jetzt die Regeln. Ich erwarte deine Antwort bis morgen zum Frühstück."
Nach einem letzten deutlichen Blick drehte sie sich um und steuerte die große Eiche an. Ob noch genug Zeit war bevor sie rein mussten?

Elijah blickte zu dem Gitter auf, von wo er die Stimmen vernahm.
Suzannas Worte waren kalt und unerbittlich. Aber irgendwie hatte sie auch Recht. Keiner, der hier war, hatte noch Familie... Elijah schluckte die sich erneut anbahnenden Tränen herunter.
Schritte entfernten sich und er vermutete, dass Levi nun alleine dort stand.
"Levi?", fragte Elijah vorsichtig, die Arme nun leicht um seinen Oberkörper geschlungen, um seine Oberarme ein wenig aufzuwärmen.
"Du bist hier nicht alleine... auch wenn es dir vielleicht manchmal so vorkommen wird. Ich bin da...", sagte er etwas leiser und schüchtern.
"Aber bitte verärger Suzanna nicht. Sie macht keine Witze. Sonst wird es dir nur schlechter gehen..."

Und damit ließ sie ihn einfach stehn. Levi hätte aber auch nicht gewusst, was er ihr noch sagen sollte. Sie hörte ihm ja doch nicht zu und war absolut stur und verbohrt.
Fast hätte er über seinem Ärger Elijahs leise Stimme nicht gehört. Schnell hockte er sich wieder vor das Fenster. "Elijah..." er konnte nicht anders als zu lächeln, auch wenn der andere das nicht sehen konnte. "Danke."
Es war gut zu wissen, dass Suzanna - so hieß sie also - mit ihren Ansichten nicht für alle Kinder sprach.
"Sie nicht verärgern... aber ich kann doch nicht einfach mit eingezogenem Schwanz bei ihr angewinselt kommen!" grummelte er. "Was kann sie schon machen?"

"Sie kann mehr, als du jetzt vielleicht glaubst.", sagte der Junge und schubberte sich die Oberarme. Vielleicht konnte Levi sich noch nicht vorstellen, wie es hier ablief, aber er würde es irgendwann und irgendwie lernen müssen und Elijah hoffte, dass es auf wenig schmerzhafte Weise geschehen würde.
"Es gibt hier die, die das Sagen haben... und sie haben die meisten hier im Griff. Bringst du sie gegen dich auf, hast du auch bald alle anderen Kinder gegen dich, weil sie Angst haben ihr oder Bastian zu widersprechen. Bitte Levi... mach es dir nicht gleich am Anfang so schwer."
Immer wieder blickte Elijah sich etwas nervös im Raum um.
Obwohl er nicht viel erkennen konnte, außer hin und wieder einen kleinen Schatten, der durch das Gerümpel huschte.

"Ich weiß ja gar nicht richtig, was sie von mir will!" beschwerte Levi sich nun, das Schmollen vermutlich so deutlich auf dem Gesicht wie in der Stimme. "So was dummes wie heute mach ich bestimmt nicht noch mal, ich bin ja nicht doof! Ich wollte das halt richtig stellen, weil Moore dich nicht hätte bestrafen dürfen, aber..." er verstummte kurz, sprach dann leiser weiter. "Es tut mir so leid, dass es dadurch nur noch schlimmer geworden ist! Das ist meine Schuld und das weiß ich auch."
Er schnippte einen Stein beiseite und rief sich noch einmal ins Gedächtnis, was Suzanna ihm gesagt hatte. Aber es ergab für ihn einfach keinen Sinn!
"Wenn die jedenfalls glaubt, dass ich einfach wegschaue, wenn ich stattdessen auch helfen könnte, hat sie sich geschnitten. Und ob ich das mache geht sie auch gar nichts an!" befand er schließlich mit Nachdruck in der Stimme.

"Es ist nicht deine Schuld.", versuchte Elijah es leise und sah sich aus den Augenwinkeln um. Dann fixierte er wieder die Kerze, die schwach vor sich hin flackerte.
"Du hast es gut gemeint... du konntest nicht wissen, dass Direktor Finnegan so reagieren würde und ich hätte das Buch nicht mit zu Tisch bringen dürfen. Ich hätte es gleich in der Bücherrei lassen sollen. Und so schlimm ist die Strafe nicht. Also mach dir keine Vorwürfe."
Der Junge versuchte seine Stimme so ruhig wie möglich zu halten, die Tränenspuren konnte Levi hier nicht sehen. Er wollte ihm zu den Schmerzen, die er haben musste, nicht noch ein schlechtes Gewissen hinzufügen. Levi musste sicherlich erst einmal mit dem Verlust klar kommen, den er erlitten hatte, weswegen er hier gelandet war.
"Hier kämpft jeder für sich...", fügte er dann nach einer Weile des Schweigens hinzu: "Fressen oder gefressen werden, nennen die meisten es..." Seine Stimme hatte einen leicht traurigen Unterton angenommen.
"Aber Bastian passt gut auf Alisa auf... und Alisa ist eigentlich immer nett zu den anderen hier..."
Wie spät es wohl war? Elijah hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Er hoffte nur, dass er nicht mehr allzulange hier unten bleiben musste. Es wurde zunehmend kälter und unbequemer...

Die Kälte hatte auch Levis dünne Kleidung längst durchdrungen, aber er weigerte sich, Elijah wegen so einer Kleinigkeit allein zu lassen.
"Okay, einigen wir uns darauf, dass wir beide ein bisschen Schuld haben?" bot er an, auch wenn es nicht stimmte. Ohne ihn wäre Elijah jetzt schließlich nicht hier, daran war nichts zu rütteln, aber Levi respektierte Elijah dafür, dass er selbst die Verantwortung übernehmen wollte.
"Das ist es ja gerade! Einer muss doch mal anfangen, nicht nur für sich allein zu kämpfen. Wenn Bash auf Alisa aufpassen kann, können andere das auch."
Vielleicht würde es hier dann nicht mehr ganz so schrecklich sein. Vielleicht würde er dann nicht ständig an seinen Pa denken müssen.

"Na gut...", stimmte Elijah dann zu. Levi schien niemand zu sein, der sich etwas ausreden ließ, wenn er sich etwas erst einmal in den Kopf gesetzt hatte. Dann war es so, als redete man gegen eine Wand. Aber das war in Ordnung. Elijah war ohnehin kein Mensch, der gerne diskutierte.
"Man kann sich helfen... aber manchmal ist es besser, wenn es niemand mitbekommt.", fügte er dann auf Levis Worte hinzu. Sicher, Bastian und Alisa schafften es auch und er war sich auch sicher, dass Samuel auf ihn aufgepasst hätte, aber die meisten hier interessierte es nicht.
"Helfen legen hier viele als Schwäche aus... und du bist keiner, der zu den Schwachen zählt, Levi... du scheinst eher von Bastians Art zu sein... mach es dir am Anfang nicht zu schwer. Schau dir erst einmal an, die es hier läuft, schone deine Wunden und kümmer dich erst um deine Probleme, bevor du dich denen anderer zu wendest. Aber es ist deine Entscheidung, und ich will dir da nicht rein reden... aber lass dich bei dem, was auch immer du vorhast, nicht von Mr. Finnegan erwischen... er ist... er ist..."
Elijah wollte einfach kein passendes Wort für diesen Mann einfallen.
"...grausam...", endete er dann doch schließlich, jedoch so leise, dass Levi ihn nur mit sehr viel Mühe verstehen konnte.
"Du solltest bald rein gehen. Nicht dass du noch Ärger bekommst. Eigentlich dürften wir gar nicht mit einander reden.. aber danke für das Essen und die Kerze."

"Hm," machte Levi nachdenklich. "Das Essen ist von Alisa, und die Kerze ist von Bash. Die zwei sind doch der lebende Beweis dafür, dass Suzanna Unrecht hat! Und so oder so, ich bring's einfach nicht fertig, jetzt wie ein getretener Hund bei ihr anzukriechen. Nie im Leben!" Das stand für Levi definitiv fest.
Aber Elijahs Angst vor Finnegan kroch fst schon spürbar zu ihm hinauf. Er schluckte. "Ich glaube, er ist einfach sehr gut darin rauszukriegen, was einen am meisten trifft. Ich... ich werd aufpassen, versprochen! Schon damit es nicht noch mal wen anders an meiner Statt trifft."
Levi sah auf und um sich herum. Keiner der Erwachsenen war zu sehen, aber auch sonst war nicht viel los. Er hatte aber auch keine Uhr und zu spät wieder drinnen zu sein wäre vermutlich wirklich keine gute Idee. Aber ein bisschen noch. Nur noch ein bisschen!

Ein Blick auf die große Turmuhr hatte ihr verraten, dass sie noch ein wenig Zeit hatte. Zumindest genug für einen kurzen Ausflug hoch in die Eiche. Wie immer sah sie sich sorgfältig um, bevor sie nach einem dicken Ast griff und sich daran hoch zog. Vom vielen Regen der letzten Tage war die Rinde teils rutschig, aber sie schaffte den Aufstieg dennoch ohne größere Probleme. Oben angekommen warf sie noch einen Blick auf den neuen Jungen. Sie hoffte, dass er morgen früh klein beigeben würde. Das würde ihr einiges an Arbeit ersparen. Nicht, dass sie sich in irgendeiner Form sorgte ihn am Ende nicht in seine Schranken weisen zu können. Aber es war eher eine Notwendigkeit, ein Kampf, der immer mal wieder bestritten werden musste, um ihren Platz zu sichern.
Mit einem leichten Seufzen zog sie das Buch aus ihrer Manteltasche und schlug die Seite mit dem verfluchten Gedicht auf. Nur mit großer Mühe konnte sie bei der Dunkelheit den Teil entziffern, der ihr entfallen war. Sie hoffte, dass weitere 10 Minuten Wiederholung reichen würden.

Er wollte Levi nicht weiter widersprechen.
Ein wenig konnte er ahnen, warum Alisa und Bastian ihm geholfen hatten. Elijah hatte Bastian mehr als einmal die geschundene Haut versorgt, so gut er konnte. Und Alisa war ein gutes, liebes Mädchen.
"Sag ihnen auch danke von mir, ja?", sagte Elijah leise und hockte sich etwas enger an die Kerze heran.
"Du sollst ja auch nicht zu ihr kriechen, sag einfach ist in Ordnung und dass du es verstanden hast. Halt dich einfach nur dran, wenn sie dabei ist... wenigstens erst einmal..." Letztendlich läge es an dem Jungen selbst, wie gut er hier zurecht kommen würde.
"Jetzt geh schon rein.. du hattest heut genug Ärger. Und ich darf bestimmt bald nachkommen.", meinte er schließlich, zwang sich dabei zu einem Lächeln, um nicht zu ängstlich zu klingen. Eigentlich wollte er gar nicht, dass der Neue ging. Denn dann wäre er wieder ganz alleine hier...

"Ich richte es ihnen aus," versprach Levi.
Beim Gedanken an Suzanna verzog er das Gesicht. "Aber sie hat diese Art! Als wäre sie was besseres und hätte irgendwie das Recht, mir zu sagen, was ich zu tun und zu lassen hab!" Allein bei dem Gedanken fühlte Levi sich wie eine Katze, die man gegen den Strich streichelte.
"Und ja, ich weiß, dass ich gleich rein muss... bleib tapfer da unten, okay? Sag dir einfach, dass es gar keinen Grund gibt, Angst du haben!" So machte Levi das zumindest, und meistens funktionierte es ganz gut.

Bash war noch eine Weile mit Alisa an der Ecke stehen geblieben und hatte Schmiere gestanden. Doch langsam sagte ihm ein Blick auf die Uhr, dass es Zeit war, rein zu gehen. Er ging die paar Schritte zu Levi hinüber und bedeutete ihm mit einem Tippen auf seine Armbanduhr, dasse es Zeit war zu gehen. "Wir müssen rein, sonst gibts den nächsten Ärger." sagte er leise zu Levi gewand. Dann beugte er sich kurz runter und sah durch die Gitter auf den kleinen Lichtschein. "Halt die Ohren steif da unten, Kleiner. Und denk daran die Sachen verschwinden zu lassen, wenn sie dich da raus holen."

Levi sah auf. "Ist gut."
Ein letztes mal wandte er sich an Elijah unten im Karzer. "Wir sehn uns nachher!"
Er versuchte, so viel Zuversicht wie möglich in seine letzten Worte zu legen. Er konnte nur hoffen, dass Finnegan nicht zu hart mit Elijah ins gericht gehen würde. Schließlich hatte er eigentlich nichts getan und er konnte ja nicht rumrennen und ohne Sinn und Verstand Kinder bestrafen... oder?
Zusammen mit Bash und Alisa machte Levi sich auf den Weg zurück ins Haus.
Wirklich warm war es da auch nicht, aber besser als draußen war es allemal. Hoffentlich war es bei Elijah im Keller irgendwie auszuhalten.

Sie sah hinunter zum Hof, als sie Schritte vernahm. Die kleine Gruppe machte sich offensichtlich auf den Weg zurück. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es tatsächlich Zeit war. Mal wieder. Sie steckte das Buch zurück in die Innenseite des Mantels und machte sich daran hinunter zu klettern. In Gedanken wiederholte sie noch einmal das Gedicht und zu ihrer Zufriedenheit saß es. Was gleichzeitig hieß, dass sie sich nicht die halbe Nacht um die Ohren schlagen musste, um noch weiter zu lernen. Hoffentlich waren alle klug genug in ihren Betten zu bleiben, während sie 'Aufsicht' führen musste.
Ein kleiner Laut der Überraschung entfuhr ihr, als ihr Fuß auf einem rutschigen Ast den Halt verlor. Ein Ruck ging durch ihren Körper und so sehr sie auch versuchte sich festzukrallen, es gelang ihr nicht. Panisch versuchte sie Halt zu finden, aber ihre Hände rutschten nur schmerzhaft an der Rinde ab. Sie dachte noch einen kurzen Moment daran, wie dumm es war bei dem Wetter nicht vorsichtig zu klettern, da prallte sie schon schmerzvoll auf den Boden.

"Sicher...", antwortete er auf Bastians Worte hin, der wohl an Levi heran getreten war, um ihn daran zu erinnern, dass es Zeit wurde wieder in das Haus zu gehen.
Was bliebe ihm auch anderes übrig als hier auszuharren.
Noch brannte die Kerze und gab ein wenig Licht von sich. Elijah wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Dann hörte er, wie die Schritte sich entfernten. Wenigstens würden sie dann keinen Ärger mehr bekommen. Hoffte er zumindest.
Vorsichtig schunkelte Elijah vor uns zurück, die Bewegung beruhigte ihn.
Dabei lauschte er genau auf die Geräusche um ihn herum.

Levi war eher langsamen und schlurfenden Schrittes mit den beiden Geschwistern in Richtung Haupteingang gegangen. Sie waren kaum an der hohen Eiche vorbei, als hinter ihnen das unangenehme Geräusch eines hart aufprallenden Körpers erklang. Levi fuhr herum und entdeckte die Ursache des Geräusches; offensichtlich war das Mädchen auf den Baum geklettert und dann herunter gefallen.
Ohne weiter an Bash, Alisa und die Zeit zu denken setzt Levi sich in Bewegung und rannte zu dem gestürzten Mädchen hinüber.
"Hey, ist alles in-"
Erst jetzt erkannte er, wer da lag. Es war Suzanna und die würde ihn bestimmt wieder nur abblitzen lassen, wahrscheinlich mit ein paar wohlgewählten fiesen Kommentaren... aber jetzt war er halt schon mal da.
"-Ordnung?" beendete er seinen Satz mit leichter Verspätung. Außerdem fiel ihm ein, dass sein Pa ihn immer ermahnt hatte, höflich zu Mädchen zu sein, also streckte er ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Und wenn er dabei nicht ganz so enthusiastisch aussah wie er es unter anderen Umständen womöglich getan hätte, dann war das eben so.

Sie fluchte hörbar. Schlimm genug, dass sie sich in so eine Situation gebracht hatte, aber nun hatte es ausgerechnet der Neue mitbekommen. Ihr entfuhr ein Schmerzenslaut, als sie sich hochdrückte und schaffte es nur mit enormer Willenskraft tatsächlich aufzustehen und auch oben zu bleiben. Ein leichter Schleier hatte sich vor ihe Augen gelegt, aber sie versuchte sich auf den Jungen zu konzentrieren, der da vor ihr stand. Versuchte ihre blutigen Handflächen ebenso zu ignorieren wie ihr schmerzendes rechtes Bein.
"Ja, alles bestens. Und jetzt verschwinde!"
Es wäre sicher gut gewesen, wenn sie noch irgendeinen gut platzierten Spruch gebracht hätte, aber mehr gab ihre Selbstbeherrschung nicht her. Sie hätte sich gern wieder gesetzt oder zumindest angelehnt, aber das kam nicht in Frage. Wer Schwäche zeigt, hat schon verloren, erinnerte sie sich selbst. Also stellte sie sich möglichst aufrecht hin, tat ihr bestes jede Regung von ihrem Gesicht zu verbannen und funkelte Levi an. Sie hoffte, dass er sich einfach umdrehen und weggehen würde.

Das Geräusch eines Körpers, der ungebremst auf den Boden prallte, ließ sie zusammenzucken und herumwirbeln. Durch die Dunkelheit konnte sie nicht viel ausmachen, aber es gab eigentlich nur eine, die es wagte, die große Eiche zu erklimmen.

Hin- und hergerissen zögerte sie einen Wimpernschlag, sah zu ihrem Bruder - und musste kurz darauf feststellen, dass Levi schon längst losgerannt war, als sie sich endlich auch in Bewegung setzte. Leicht lächelte sie - er schien wirklich in Ordnung zu sein. Oder er wusste einfach nicht, was gut für ihn war...
Neben ihm kam sie zum Stehen und sah Suzanna nur kurz an, ehe sie den Blick senkte. Das andere Mädchen schaute so böse aus der Wäsche wie eh und je.

"Hast du dir wehgetan?", fragte Alisa leise und vorsichtig. "Dürfen..wir dir helfen?" Die Formulierung ihrer Frage gefiel ihr selber nicht so gut. Aber wenn sie Suzanna das Gefühl gaben, dass sie alles unter Kontrolle hatte...

Bash sah sich ebenfalls um und auch wenn er nicht hundertprozentig sicher war, ahnte er, wer da grad unsanft den Boden gefunden hatte. Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er zusah wie Levi und Alisa zu ihr rannten und folgte ihnen. Nicht extra langsam, aber auch nicht rennend. Als er in Suzannas beinahe regungsloses Gesicht sah, war ihm klar, dass sie höllische Schmerzen haben musste. Er kannte sie lang genug und das ein oder andere Mal hatte er sie gesehen, als sie gerade von einer Bestrafung kam. Sie war gut darin, ihren Schmerz zu verbergen und die Harte zu miemen, aber ganz verbergen konnte sie es diesmal nicht. Und er wusste, wenn sie hier drinnen überhaupt von irgendjemandem Hilfe annehmen würde, dann von ihm, war er doch der einzige, den sie als ebenbürtig betrachtete in ihrer Hierarchie.
Er musterte sie genau. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber unbewusst belastete sie ihr rechtes Bein weniger. Also trat er auf diese Seite neben sie und gab ihr eine letzte Chance ihn aufzuhalten. So viel hatte sie verdient. "Wir können das kurz und einfach lösen, oder du quälst dich, kommst zu spät und wirst bestraft. Suchs dir aus."