The Children's Crusade

Was das Klopfen jetzt sollte, war Levi beim besten Willen nicht klar, aber er sein Blick huschte zwischen den anderen Kindern hin und her in der Hoffnung, irgendwer könnte die Frage beantworten. Eine Gedichtanalyse? Das konnte Moore doch nicht ernst meinen, was sollte man denn volle drei Seiten über ein Gedicht sagen können? Und das nur, weil sie sich irgendwelche komischen Fachbegriffe nicht merken konnten, die kein Mensch jemals brauchen würde!

Die ganze Zeit hatte Ava schweigend auf ihrem Platz gesessen. Sie kannte einige der Antworten, die Moore verlangt hatte. Aber so lange sie nicht wusste, ob Suzanna ihr einen Streich spielen würde oder nicht... Obwohl die Blonde ja ziemlich neben sich zu stehen schien...
In diesem Falle wäre die Frage für sie, was ihr lieber war. Eine Analyse schreiben - drei Seiten waren nicht die Welt, aber einfach wäre es nicht wirklich - oder alle davor bewahren, das tun zu müssen?
Nachdem sich wirklich kein anderer meldete, auch nicht nach diesem Hinweis, hob sie den Arm.

"Ford. Sehr schön, wenigstens ein Lichtblick in dieser trüben grauen Masse", schnarrte Moore und nickte ihr zu.
Er hatte die Hände auf dem Rücken wieder ineinander geschoben und federte auf den Fußballen, blickte den Schülern nacheinander ins Gesicht.
"Wie soll aus Euch irgendwas werden, wenn ihr jedes bisschen Bildung kategorisch ablehnt?"

"Das dritte Versmaß, das Sie suchen, ist der Daktylus."
Wollte sie noch mehr - nein. Mehr würde sie dazu nicht sagen. Nicht, wenn er nicht noch einmal nachfragte.
Sie musterte Moore kurz, ehe sie den Blick senkte. Aus keinem von ihnen würde etwas werden können. Dienstboten, wenn sie ganz großes Glück hatten...

"Na immerhin eine, die nicht um Unterricht geschlafen hat. "
Moore nickte und zog sein Buch aus der Tasche.
"Da der Direktor bald Geburtstag hat, wird erwartet, dass wir anlässlich der stattfindenden Feier ein Stück einstudieren. Vorgabe : Es muss Shakespeare sein. Gibt es irgendwelche Vorschläge? "
Heute schien einer seiner guten Tage zu sein. Einer seiner sehr guten.

Fast wäre Levi ein trockenes, wenig glückliches Lachen entfahren ob der bizarren Vorstellung, extra für Finnegan auch noch irgendwas aufzuführen. Gerade noch konnte er aus dem Lachen, das bei Moore sicher nicht gut angekommen wäre, ein kurzes Husten machen.
Ein Theaterstück.
Für Finnegan.
Das konnte der Mann doch nicht ernst meinen. Hatten sie nichts besseres zu tun? Sicher wäre alles besser, als lächerlich vor einem Mann rumzuhüpfen, der dem sicher auch nichts abgewinnen konnte.

"Ja, Sullivan? Irgendwelche Vorschläge?"
Moore lehnte sich vor und musterte den Jungen vor sich mit einem scharfen Blick.
"Mir war, als hättest Du etwas sagen wollen."

Levi wurde augenblicklich wieder ernst, nahm ruckartig eine geradere Haltung ein und schluckte kurz, um das scheinbare Kratzen im Hals loszuwerden.
"Nein, Sir, keine Ahnung," antwortete er. Er wusste nicht so wahnsinnig viel von Shakespeare. Klar, er kannte die Namen von ein paar Stücken, aber das war es dann auch, und er wollte ganz sicher keins davon für Finnegan aufführen. Insgesamt war Levi vor allem misstrauisch, ob Moore sich das alles nicht nur ausdachte, um sie zu triezen.

Einen kurzen Moment flammte der Zorn in ihr auf bei dem Gedanken an Finnegan. Moores Idee war doch lachhaft, wie anscheinend alle seine Ideen heute. Finnegan würde sich so sehr über dieses Stück freuen wie über Fußpilz. Wobei...vermutlich wäre ihm der Fußpilz noch lieber. Und ihnen war alles lieber als in die Nähe von Finnegan zu kommen. Sie hätte selbst vermutlich lieber Fußpilz als dieses dumme Stück einstudieren zu müssen. Immerhin konnte sie dagegen sicher was kriegen, wohingegen es gegen Finnegan noch kein gutes Mittel gab.

Moore zuckte mit den Schultern, als sich keiner wirklich zu irgendetwas hinreißen ließ.
"Na schön. Da ihr alle so unglaublich entscheidungsfreudig seid, werde ich euch das abnehmen Wie immer. Suzanna, Alisa und Ava, ihr setzt euch an die Kostüme. Nähen werdet ihr ja wohl können. Und wenn nicht, werdet ihr es jetzt lernen. Levi und Elijah, ihr werdet die Textbücher erstellen. Und Bastian? Du wirst mit den beiden die Shakespeare Stücke durchsehen und eines auswählen, das passt. Morgen will ich eine Antwort."
Moore schloss das Buch mit einem lauten Knall und rauschte aus dem Raum.
Er hatte gehofft, den Kindern mal ein wenig Eigeninitiative entlocken zu können... Fehlanzeige! Alle faule, verdorbene Brut, alle miteinander!

Mit der sich schließenden Tür sackte Levi wieder in sich zusammen, diesmal mit einem nicht unterdrückten genervten Stöhnen. Das konnte ja heiter werden! Mit Elijah sollte er nicht reden und mich Bash wollte er nicht. Und was gab es an textbüchern groß zu erstellen, Shakespears Stücke waren ja bereits eben das: Theaterstücke, dafür gedacht, aufgeführt zu werden.
In diesem Moment hasste er einfach alles. Finnegan, das Waisenhaus, Shakespeare, und allen voran Moore.
Und dann fiel ihm das wichtigste erst ein: bei Moores hastigem Abgang hatte er ihn gar nicht mehr wegen dem Fußball fragen können!

Suzanna sah Moore verdutzt hinterher. Normal war das alles nicht. Aber was kümmerte sie das schon. Etwas unzufrieden verzog sie das Gesicht beim Gedanken daran irgendwelche Kostüme nähen zu müssen. Aber immerhin besser, als irgendwelche Texte durchzuforschen und auswendig zu lernen. Und wenn sie darüber nachdachte, solange es kein Stück gab, konnten sie auch nichts nähen. Damit hatten die Jungen eine Hausaufgabe und sie nicht. Mit diesen Gedanken und einem weiteren Gähnen verschränkte sie ihre Arme auf dem Tisch, legte ihren Kopf darauf und schloss die Augen. Vor dem nächsten Unterricht waren sicher noch ein paar Minuten Zeit.

Der Tag war lang und wirr gewesen. Irgendwie hatte Suzanna es geschafft sich mit keinem Lehrer anzulegen und im Laufe des Mittags war ein guter Teil ihrer Klarheit zurück gekehrt. Im Nachhinein war es etwas erschreckend wie verwirrt und damit angreifbar sie gewesen war. Ob diese biestige kitteltragende Furie das absichtlich gemacht hatte?

Hand in Hand mit ihrer Klarheit kehrte der Schmerz zurück. Erst als dumpfes Wummern, dann als ständiger, stechender Begleiter. Aber die Krücken halfen ihr das Bein so wenig wie möglich zu belasten und alles andere versuchte sie möglichst zu ignorieren. Ihre kalte, steinerne Miene kehrte ebenfalls zurück, hinter der sie wieder all ihre Gefühle und Gedanken verbarg, so wie sie es seit Jahren tat.

Jetzt konnte sie nur hoffen, dass der Vormittag sie nicht zu viel gekostet hatte. Sie verbrachte die Zeit nach dem Essen und zwischen den Unterrichtsstunden damit Verschiebungen im Gefüge wieder auszugleichen, deutlich zu machen, dass sie nch da war und dass sich nichts geändert hatte. Es schien zu funktionieren. Zufrieden stellte sie fest, dass ihre Bemühungen die letzten Jahre wohl ausreichten ihren Platz auch über so ein Ereignis zu retten.

Blieb noch eine Sache, die sie heute defintiv tun musste. Dafür hatte sie bis nach dem Unterricht gewartet. Sie hatte eins der jüngeren Mädchen geschickt den aufmüpfigen Neuling zu holen, auf dass sie sich unterhalten konnten. Sie selbst saß draußen auf dem Hof, an einem der Tische und überlegte noch wie sie es am besten angehen sollte.

Levi hatte den Unterricht seines ersten Tages hinter sich gebracht, ohne groß mit einem der Lehrer aneinander zu geraten. Ganz hatte es sich nicht vermeiden lassen, aber es war bei ein paar scharfen Worten geblieben.

Mit Elijah hatte er nicht gesprochen, wohl aber mit den anderen Jungen in seinem Alter. Sie kuschten zwar vor Bash und natürlich vor den Lehrern, aber ansonsten waren sie in Ordnung, fand Levi. Sie waren nicht anders, als seine Freunde von vorher: immer für einen dummen Spruch zu haben, zumindest solange niemand anderes in der Nähe war. Sie hatten einen alten, abgenutzten Ball, der kaum noch Luft hatte, aber Levi war nicht anspruchsvoll, was seine Fußballmaterialien anging, und die anderen sahen das offensichtlich ähnlich. Ihnen blieb wenig genug Zeit und Gelegenheit zum Spielen, das wollte genutzt werden!

Sie hatten gerade zwei Mannschaften gebildet, als eins der jüngeren Mädchen sich ihnen zügigen Schrittes näherte. Ein bisschen schüchtern aber doch zielstrebig kam sie direkt auf Levi zu.
"Suzanna sagt, du sollst zu ihr kommen. Jetzt sofort. Sie sitzt vorne an einem der Tische," erklärte das Mädchen, von seinem hastigen Botengang ein bisschen außer Atem.
Levi sah sie finsterer an, als sie es verdient hatte.
"Die kann mich mal!" gab er zurück. "Wenn sie was will, soll sie herkommen."
Ein paar der Jungen lachten, aber gut die Hälfte warf sich wenig glückliche Blicke zu. Suzanna hatte ihren Ruf nicht umsonst und auch wenn Bash der Wortführer der Jungen war, legte sich keiner unnötig mit dem biestigen Mädchen an.
"Geh lieber, Sullivan!" warf nun selbst einer von denen ein, die mitgelacht hatten. "Fairchild is ne Kratzbürste, die spuckt dir ins Essen, wenn du nicht gehst!"
Die anderen gaben zustimmende Geräusche von sich. "Die kratzt dir die Augen aus!" sagte der nächste. "Und serviert sie dir zum Frühstück!" fügte ein dritter hinzu. Sie klangen amüsiert, aber nur so gerade eben.
Levi verdrehte die Augen. Was ihn letztlich überzeugte war der ängstliche Blick des Mädchens, das Suzannas Botschaft überbracht hatte. Nervös zwirbelte sie die Spitze ihres Zopfes zwischen den Fingern, die Lippen fest aufeinander gepresst.
"Okay, okay," murmelte er. "Bin gleich wieder da," sagte er noch bevor er dem Mädchen folgte, das sich offensichtlich gefreut hätte, wenn er sich etwas mehr beeilt hätte.

Suzanna hatte einen Blick auf die Turmuhr geworfen, nachdem sie das Mädchen losgeschickt hatte und war nicht verwundert, dass der Junge sich ein wenig mehr Zeit ließ, als nötig. Dass er überhaupt kam, wertete sie als Erfolg, denn sie hatte fast schon damit gerechnet, dass er gar nicht auftauchte. Offensichtlich hatte er noch einen Funken Verstand intus.

Sie blickte ihm entgegen, als er trotzig auf sie zu kam. Okay, ein winzig kleiner Funken Verstand, quasi verschwindend gering. Aber er wäre nicht der erste aufsässige Neuling, der glaubte er könnte seine eigenen Regeln machen. Das Mädchen an seiner Seite ging deutlich schneller als er selbst und versuchte ihn ebenfalls zu einem erhöhten Tempo zu bewegen.

Als sich ihre Blicke trafen erkannte sie deutlich, dass er es ihr nicht leicht machen würde. Er war stolz und störrisch und erinnerte sie in seinem Auftreten einen kurzen Moment an sich selbst. Ganz um ihr zu zeigen wie wenig er sie achtete, verlangsamte er seine Schritte noch, je näher er ihr kam. Es war die pure Zurschaustellung von Widerstand.

Ihre Miene verriet nichts und ruhig wartete sie, bis die beiden vor ihr standen. Einen Moment blickte sie Levi noch kalt an, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das Mädchen neben ihm. "Ich danke dir. Du kannst gehen." Ihre Stimme war nahezu freundlich, aber es lag auch etwas raubtierhaft lauerndes darin. Die Kleine nickte erleichtert und verließ sie mit schnellen Schritten. Nun zu dem Jungen. "Setz dich." Einer Aufforderung dieser Art wagte hier drin keiner zu widersprechen.

Suzanna saß an dem Tisch wie eine Königin, die Hof hielt. Angesichts des nasskalten Hinterhofes, den kargen Bäumen und den kaum in Stand gehaltenen Mauern um sie herum, war es tatsächlich eine Leistung, dabei noch derart autoritär rüberzukommen.

Levi bliebt vor ihr stehen, die Arme vor der Brust verschränkt, aber er sah davon ab, sich hinzusetzen. Erstens taten ihm dabei immer noch Hintern und Rücken weh und zweitens wäre er nach Suzannas Anweisung, die sich nicht mal als Aufforderung getarnt hatte, erst recht stehen geblieben, da hätte er noch so müde sein können.

Und dann war Levis Mund wieder schneller als sein Kopf. 'Was willst du?' hatte er fragen wollen, aber was raus kam war: "Wie geht's deinem Fuß?" und es klang wie die Herausforderung, die es war, wie die Erinnerung daran, dass er sie in ihrem Moment der Schwäche erlebt hatte. Es war kaum aus seinem Mund, da bereute er es fast, denn das war weder fair von ihm noch würde es ihm irgendwas bringen, aber genau genommen hatte Suzanna es auch nicht verdient, dass er nett zu ihr war. Also voll Dampf voraus, jetzt musste er da durch. Er hob das Kinn etwas, trotzig und bereit, sich allem zu stellen, was Suzanna ihm entgegen zu setzen hatte.

Einen winzigen Moment loderte der Hass in ihr auf und alles in ihr schrie danach diesen miesen, kleinen Bastard in den Boden zu stampfen. In ihrer Zeit hier waren ihr schon viele Kinder unter die Augen getreten, aber keins so maßlos wie dieser Bengel. Sie schwieg, funktelte ihn nur an und versuchte ihren Zorn in den Griff zu bekommen. Sie musste handeln, er zwang sie geradewegs dazu, aber das war auch das einzige was er kontrollierte. Wenn sie jetzt nicht ruhig bliebe, dann hätte er sein Ziel erreicht.

Sie antwortete erst, als sie sicher war ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu haben. "Wie du willst." Die eisige Schärfe, mit der sie sprach, hätte viele der Kinder einige Schritte zurückweichen lassen. "Geh mir aus den Augen."

Levi hatte ein ungutes Gefühl im Bauch gehabt, dass sich nicht ganz auflösen wollte, als Suzanna ihn so mir nichts, dir nichts abfertigte. Und dafür war er jetzt extra her gelaufen? Er verdrehte die Augen.
"Wenigstens weiß ich, was ich will," warf er noch ein, dann machte er kehrt und lief zurück zu den anderen, um nicht noch mehr Zeit zu verschwenden, die viel sinnvoller beim Fußball genutzt werden konnte.

Auf die Fragen der anderen, was Suzanna gewollt hatte, antwortete er ausweichend und schließlich vergaßen sie es auch über das Spiel. Levi konzentrierte sich ganz auf den Sport um sowohl die Gedanken an Suzanna als auch an Elijah so gut es ging zu verdrängen. Er würde das schon geregelt bekommen.

Mit steinerner Miene blickte sie ihm hinterher. Er schien nicht nur stur, rebellisch und aufbrausend zu sein, sondern auch noch dumm. Der Junge schien nicht mal bemerkt zu haben, dass er gerade sein Schicksal besiegelt hatte. Aber er würde schon noch lernen. Auf die harte Tour.
Zeit ein paar Worte mit Bastian zu sprechen.

Finnegan starrte von seinem Fenster aus in den Hof hinunter in dem sich einige Kinder aufhielten. Dumme Blagen! Er schnaubte verächtlich, als er ihnen zusah. Am liebsten wäre er sie alle los. Aber damit würde er auch seine Geldquelle verlieren...

Aber vielleicht würde bald noch eine zusätzliche Einnahmequelle dazu kommen. Wenn alles klappte und der Junge keinen Ärger machte.

Ungeduldig zog er seine goldene Uhr aus der Tasche und warf einen Blick darauf. Der Unterricht war zu Ende und Marakov musste jeden Moment hier aufkreuzen.

Er hatte seine Notizen geordnet und stand an der offenen Tür, welche in den Hof mündete.

Die immer knarzte. Egal, wie leise man versuchte, sie zu öffnen.

Moore unterdrückte ein Schaudern und trat über die Schwelle, die Hände hinter dem Rücken verschränkt


Sein Blick glitt über den Hof, blieb an der Gruppe Kinder in der Ecke hängen.
Fairchild schien wieder Hof zu halten.

Moore schnaubte. Sie glaubte, stark zu sein. Sie war nicht stark. Sie war halsstarrig. Und halsstarrige Kinder litten mehr als alle anderen.

So war es. Und so würde es bleiben.

Suzanna sah aus dem Augenwinkel wie sich die Tür zum Hof öffnete und Moore darin erschien. Großartig. Den konnte sie grad fast so wenig brauchen wie Finnegan, den Bastard.
Sie blickte absichtlich nicht in seine Richtung, sondern sprach weiter zu dem jungen Mädchen vor sich, die sie damit beauftragte Bastian ausfindig zu machen. Sie hoffte, dass er sich jetzt gerade keinen Ärger eingebrockt hatte und irgendwo zum Nachsitzen saß. Je eher diese Sache mit dem Neuen geklärt wurde, desto besser.

Moore runzelte die Stirn, als sie ih so offenkundig ignorierte. Denn dass sie das tat, war für ihn sicher.
"Fairchild!" Seine Stimme knallte über die Köpfe der Kinder hinweg wie Peitschenhiebe, "antreten! Sofort."
Seine Mimik blieb nahezu unverändert.

Wenn sie klug war, würde sie kommen.
Und zwar bald.

Mit allergrößter Mühe unterdrückte sie ein Seufzen, genauso wie das Augenrollen. Manchmal schienen die Lehrer echt zu glauben sie seien hier in der Armee. Anders konnte sie sich deren Gebaren nicht erklären.

Sie schickte das Mädchen auf ihren Auftrat, entließ die anderen um sich herum mit einer einzelnen Handbewegung und stand auf. Wie gern hätte sie jetzt einfach Zeit für sich, würde sich irgendwo verkriechen und alles um sich herum vergessen. Aber natürlich ging das nicht. Sie hatte noch eine Sache zu klären und jetzt auch Moore an der Backe. Und sie musste den anderen zeigen, dass sie nichts zu befürchten hatte oder zumindest furchtlos allem entgegen blickte, was ihr in den Weg geworfen wurde.

Das Pochen in ihrem Beim wurde mit jeder Bewegung unangenehmer und die Krüken, mit denen sie nun in gemäßigtem Tempo auf Moore zuhumpelte, machten ihre Bewegungen nur ungelenker. Sie hielt den Rücken gerade, den Kopf erhoben und ließ die Augen aufmerksam über den Hof vor sich gleiten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit dann stand sie vor Moore, der sie von oben herab anstierte.
"Sir?"

Der Unterricht war gerade zu Ende gegangen und Bastian warf Alisa noch einen aufmunternden Blick zu, ehe er davon eilte. Finnegan wollte ihn sehen. Das hieß meistens nichts Gutes. Entweder hatte er mal wieder vor Bash in die Stadt zu schicken, oder er hatte von irgendwas Wind bekommen, was in den letzten Tagen gelaufen war. Er hoffte auf das erstere. Wenn Finnegan von irgendwas Wind bekommen hatte, hätte er es sich wahrscheinlich nicht nehmen lassen, Bash direkt morgens beim Appell vor allem zur Sau zu machen.
Mit schnellen Schritten durchquerte er das Haus, bis er vor Finnegans Bürotür ankam und klopfte. Er richtete noch schnell seine Kleidung und seine Mütze ehe Finnegan ihn hereinrufen konnte.