The Children's Crusade

Bash war ja so unglaublich frustrierend!
"Ich weiß gar nicht, was du hast! Was hab ich denn getan, verdammt nochmal!? Das mit Elijah tut mir mehr leid, als du glaubst, das passiert mir bestimmt nicht wieder! Ich bin sogar weg von ihm geblieben, um ihm keine Probleme zu machen. Also was noch?"
Seine Stimme war lauter geworden und er musste sich selbst daran erinnern, wie schnell man hier für alles mögliche Ärger bekommen konnte, also wurde er mit den letzten Worten zumindest ein bisschen leiser. Aber er hatte ein arg mulmiges Gefühl in der Magengegend, als hätte Bash noch irgendwas mieses vor, und das hatte nicht nur mit den zwei Jungs hinter ihm zu tun.

Stephen Lennings hatte ein echtes Problem.

Er suchte Bastian Marakov und es war dringend. Sehr dringend.

Für sein Problem gab es eine Lösung. Keine zehn Meter von ihm entfernt saß Suzanna Fairchild, die, wie ihm die anderen Jungs berichtet hatten, als Letzte mit Marakov gesprochen hatte.

Daraus ergab sich ein weiteres Problem. Sie war ziemlich beschäftigt. Suzanna Fairchild anzusprechen wenn sie beschäftigt war, konnte üble Konsequenzen nach sich ziehen.

Aber Suzanna nicht anzusprechen und Bastian nicht zu finden, konnte noch üblere Konsequenzen haben.

Stephen ging ein paar Schritte näher und stellte sich so in Suzanna's Blickfeld, dass sie ihn sehen musste, wenn sie aufblickte. Noch hatte sie das nicht getan, aber irgendwann würde sie das sicher tun und dann würde sie ihn bemerken.

"Es geht nicht um Elijah." Ein gemeines Grinsen huschte über sein Gesicht. "Es geht nur um dich, Levi, und darum wie du dich hier eingliederst oder auch nicht. Suzanna hat dir unsere Regeln mehr als deutlich erklärt, aber du erweckst bei uns eher den Eindruck, als wolltest du dein Leben hier lieber als Rebell fristen. Oder habe ich das falsch verstanden?" Er baute sich bedrohlich vor ihm auf.

Levi machte instinktiv einen kleinen Schritt zurück, weigerte sich aber, noch weiter vor Bash zurückzuweichen. So weit kam's noch!
Es half auch nicht, dass er ehrlich nicht wusste, was genau Bash von ihm wollte. Er hatte sich doch sonst keinen Ärger eingehandelt, oder? Die Sache mit Moore ganz am Anfang ging außer ihm keinen was an, und nur weil Suzanna aus irgendeinem Grund eingeschnappt war--
"Ist es wegen Suzanna...?" hakte er nach, ungläubig, dass Bash ihm wegen dem dummen Zwist mit dem Mädchen derart die Hölle heiß machen würde. "Ich hab ihr nichts getan, ich weiß echt nicht, was ihr Problem ist!" verteidigte er sich. "Es is echt nicht so, als wär ich auf Streit aus, ehrlich!"
Levi ärgerte sich ein bisschen, dass er sich von Bash so sehr in die Defensive hatte drängen lassen, schließlich hatte er wirklich nichts angestellt, was den Auftritt des anderen Jungen rechtfertigen könnte.

Suzanna bemerkte den Jungen durchaus. Aber nach all dem Stress sah sie gar nicht ein gerade irgendwem einen Gefallen zu tun und so schrieb sie in aller Ruhe ihren Absatz zu Ende. Dann legte sie sorgfältig den Stift beiseite und sah sich an wer da so schüchtern vor ihr stand. Endlich mal wieder jemand, der seinen Platz kannte. Sie musterte den Jungen, sah seinen ängstlichen Blick, der immer wieder zu Boden huschte, weil er ihrem nicht standhalten konnte. Sie bemerkte auch wie er nervös von einem Fuß auf den anderen trat, als hätte er es eilig.
Nachdem sie ihn noch kurz zappeln ließ, bedeutete sie ihm mit einem fast schon freundlichen Nicken nähertreten zu dürfen.

Stephen trat noch einen Schritt näher und beäugte Suzanna vorsichtig. Dieses Mädchen konnte Jungs verprügeln, die größer waren als sie. Zumindest sagte das hier jeder und er war nicht besonders scharf darauf, es herauszufinden. Er war ja noch nicht mal größer als sie.

"Ähm...", stammelte er. "Äh....ähm... ich suche Marakov... nein eigentlich... der Director sucht Marakov..."

Er schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Hatte er schon zuviel gesagt? Was, wenn sie ihn jetzt fragte, was Finnegan von Marakov wollte? Den Gerüchten nach war Fairchild immer über alles informiert und vielleicht kam ihr das alles seltsam vor und...

Unauffällig sein. Einfach nur unauffällig sein. Vielleicht interessierte sie sich dann nicht für das, was er hier plapperte und schickte ihn einfach weiter. Und hörte auf so böse zu gucken.

Für einen Moment hatte Bash gehofft, dass Levi begriff, worum es ging, aber er hatte umsonst gehoff. Er seufzte. Dann war er binnen von Sekundenbruchteilen die zwei Schritte auf Levi zugesprungen und rammte ihm die Faust in den Magen. Als dieser einknickte, packte er ihn und nahm ihn in den Schwitzkasten. Er zerrte ihn rüber ins Bad zu einem gefüllten Waschbecken und drückte seinen Kopf kurz unter Wasser. Dann hielt er ihn knapp über der Wasseroberfläche fest. "Es geht um die Regeln, die Suzanna dir erklärt hat. Um die Rangfolge, die wir hier haben und in die du dich anscheinend nicht einfügen willst. Suzanna und ich haben hier das Sagen. Und du, genau wie alle anderen, wirst dem folgen, was wir sagen. Haben wir uns verstanden?"

Bashs Schlag in den Bauch traf Levi überrascht und noch ehe er wieder richtig Luft bekam fühlte er seinen Kopf auch schon unter Wasser gedrückt. Er hustete und versuchte sich aus Bashs Griff zu befreien oder sich zumindest irgendwie am Waschbecken abzustützen, um nicht noch mehr Wasser zu schlucken. Mit einem Arm rutschte er ins Wasser ab, was alles andere als optimal war, zumal das ganze ihm immer noch wenig Halt gab.
"Was ist dein verdammtes Problem!?" gab er hustend und Wasser spuckend von sich. Er hätte gern mehr gesagt, aber er bekam schon für den einen Satz kaum genug Luft. Was hatte er den um Himmels Willen angestellt, was in Bashs Augen gegen seine oberheiligen Regeln verstoßen hatte!?

Bash gab ihm noch eine Sekunde Zeit um Luft zu holen, dann tauchte er ihn wieder unter. Diesmal länger. Dann zog er ihn wieder hoch, ließ ihn nach Luft schnappen und drückte ihn nochmal runter. Als er ihn diesmal hochzog, hielt er ihn wieder oben fest. "Dein aufmüpfiges Verhalten Suzanna gegenüber ist mein Problem. Für solche Spielchen haben wir hier keinen Platz. Nur wenn unser System unter einander funktioniert, können wir Schaden durch die Erwachsenen minimieren." Er hielt Levi weiter fest. "Suzanna erwartet eine Entschuldigung von dir. Und ich erwarte von dir, dass du dein Temprament zügelst, wenn du mit ihr oder mir sprichst."

Levi versuchte mit allem was er konnte die Luft anzuhalten, als Bash ihn ein weiteres mal unter Wasser drückte, aber er war vom ersten Mal noch außer Atem und so ganz klappte es nicht. Während er sich immer noch mit einer Hand am Waschbeckenrand festhielt, rammte er den freien Ellebogen rücklings gegen Bash, doch aus seiner Position heraus war da wohl nicht genug Wumms hinter, denn Bash drückte ihn einfach wieder runter.
Als Levi wieder hochkam tat ihm nicht nur der Kopf weh, wo Bash ihn an den Haaren festhielt, ihm war auch zunehmend schwindelig und sein Körper wusste nicht, was wichtiger war: Luft rein oder Wasser heraus zu bekommen.
Bashs Worte drangen wie durch Watte zu ihm durch und er versuchte den Kopf zu schütteln, um ihn klar zu bekommen, doch das funktionierte aus offensichtlichen Gründen nicht besonders gut. Aber Levi war nicht in der schönsten Ecke der Stadt groß geworden und hatte schon die eine oder andere Keilerei hinter sich gebracht, auch gegen Jungs, die größer als er waren.
Er griff nach Bashs Handgelenk und krallte sich mit aller Macht in seine Haut, um seinen Griff ein bisschen zu lockern, so dass er sich zappelnd und kratzend aus dem einhändigen Schwitzkasten befreien konnte. Auch wenn ihn das nicht wirklich in eine bessere Lage brachte, denn das Bad war klein und er konnte nirgendwohin, schon wegen Bashs 'Verstärkung' an der Tür.
Außer Atem und hustend sah er Bash durch klatschnasse Haarsträhnen an, an die Wand neben dem Waschbecken gepresst und bereit sich zu verteidigen.
"Ich hab nur--" begann er schließlich, aber dann brach er ab. Das hatte ja alles keinen Sinn. "Ich mein, ich weiß, dass das nicht so gut war, nach ihrem Fuß zu fragen," gab er schließlich kleinlaut zu. Er war ohnehin von der ganzen Aktion rot im Gesicht, da konnte sich zumindest nichts mehr tun. Das war nicht gerade ein Friedensangebot von ihm an Suzanna gewesen, aber das zuzugeben fühlte sich trotzdem unangenehm an.

Levi zappelte und wehrte sich und konnte sich mit Einsatz seiner Nägel befreien. Bash störte sich nicht wirklich daran, hatte er Levi eh an die Wand befördern wollen. Nun hatte Levi sich selbst dort hin befördert. Um so besser. Er ging den einen Schritt auf ihn zu und verpasste ihm erneut einen Faustschlag in die Magengegend, der Levi aufkeuchen und an der Wand hinuntersanken lies. 
Er hockte sich vor ihn und sein Blick durchbohrte ihn fast. Seine Stimme war leiser als zuvor. So leise, dass die Jungs im Schlafsaal ihn nicht hören konnten. "Du bist doch nicht dumm Levi. Ich weiß, dass das hier verdammt schwer für dich ist. Aus deinem normalen Leben gerissen. Alle Verwandten tot oder sie wollen dich nicht. Und dann dieser Horrorschuppen. Glaub mir ich weiß, wie scheiße sich das anfühlt. Als meine Schwester und ich hier her kamen, war ich dir sehr ähnlich. Aber bitte vertrau mir zumindest in dieser Sache. Unser System hat seine Gründe und du tust gut daran, dich einzugliedern. Je ruhiger du dich verhältst, desto weniger Probleme wirst du haben. Wer sich in unsere Hierarchie eingliedert, um den kümmern wir uns. Wer sich nicht anpassen will, steht allein da."

Bashs Worte hätten ihn sicher besser erreicht, wenn er Levi nicht gerade die Luft aus der Lunge geprügelt hätte. Das Wasser in seinem Mund schmeckte bitter wie Galle und er spuckte es aus, unsicher ob es ihm leid tat, als es Bash nicht traf.
"Echt toll, wie ihr euch kümmert!" warf er Bash mit kratziger Stimme entgegen. Sein Körper war ziemlich fertig - so gegen die Wand gedrückt zu werden gefielt seinem malträtierten Rücken absolut nicht - aber wenn Bash glaubte, ihn so leicht klein zu kriegen, hatte er sich geschnitten! Er versuchte sich aufzurappeln, aber das ging nur mit der Wand im Rücken als Stütze, ein Plan den die Spuren von Moores Strafe schnell vereitelten. Schmerzvoll zusammen zuckend glitt Levi ein weiteres mal zu Boden.
"Du sagst selbst, dass das hier ein Horrorschuppen ist und dann machst du es nochmal schlimmer. Schönen Dank auch, aber auf die Art 'kümmern' kann ich gut verzichten!" fauchte er geradezu.

Moore ordnete die Papiere und ging die Aufsätze der Klasse durch, als sein Blick auf den Schrank fiel. Dort lag immer noch Levis Ball.
Moore runzelte die Stirn. Der kleine Störenfried hatte sich halbwegs zusammengerissen. Allerdings war er dem Direktor noch nicht aufgefallen. Und das war sein Glück. Er würde das mehr als bald merken.
Calden Moore erhob sich und trat ans Fenster.

Der Regen hatte nachgelassen und einige Sonnenstrahlen brachen durch die Wolkendecke.
Vielleicht war der Tag ja doch noch nicht ganz zum Teufel

Lärm aus einem der oberen Badezimmer drang an sein Ohr.
Was war denn jetzt schon wieder los?
Könnten diese verdammten Blagen denn nicht mal einen Nachmittag still sein und Ruhe geben?
Moore verließ sein Büro und machte sich auf den Weg in den oberen Stooxk - immer dem Lärm folgend.

"Du willst es nicht begreifen, oder Levi?" Er seufzte und seine Stimme wurde weich. "So kümmer ich mich um die, die sich nicht an unsere Regeln halten. Wenn du sie einhältst, dann kannst du dir sicher sein, dass ich mich so um dich kümmer, wie ich mich gestern nach dem Abendessen um Elijah gekümmert habe."

Ein kleines, raubtierhaftes Grinsen zeigte sich auf ihrem Gesicht. Dieser Junge war wirklich putzig. An dem sollte Sullivan sich mal ein Beispiel nehmen! Aber der war ja grad eh anderweitig beschäftigt.
Vermutlich wollte Finnegan den Botengang mit Bash abklären. Und den Direktor sollte man wirklich nicht warten lassen. Aber sie konnte nicht umhin die Situation noch ein wenig auszukosten.
"Bastian ist gerade beschäftigt und es wäre eine dumme Idee ihn im Augenblick zu stören. Finnegan kann noch einen Moment warten."

"Und dafür muss ich nichts weiter tun, als bei euch zu Kreuze zu kriechen?"
Levi wusste selbst nicht, wo er gerade die Kraft für den Sarkasmus hernahm.
"Was kommt als nächstes, Abgaben zahlen?"

Moore war gerade unterwegs zu den oberen Stockwerken,als ihm einfiel, dass Finnegan ihn selbst ja auch noch erwartete. Er knirschte mit den Zähnen, als er sich umwandte und schnellen Schrittes auf Finnegans Büro zusteuerte.

Was auch immer Finnegan wollte, auch Moore würde nicht so dumm sein, ihn warten zu lassen.

Bash seufzte. Levi war eindeutig noch sturer, als er es damals gewesen war. "Es ist einfach. Entweder du gliederst dich ein und entschuldigst dich bei Suzanna, oder wir werden dir das Leben zur Hölle machen. Du hast Zeit bis zum Abendessen um dich zu entscheiden." Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort mit Mark und Will aus dem Schlafsaal, nachdem er sich seine Jacke geschnappt und seine Mütze wieder angezogen hatte.

Er kehrte auf den Hof zurück und sah sich um.

Irgendwie zweifelte Levi nicht mehr so sehr an Bashs Worten, wie er es vor ein paar Minuten vielleicht noch getan hätte. Es brauchte keine lebhafte Fantasie, um sich vorzustellen, was Bash noch einfallen könnte, um Levi an die Kandare zu bekommen. Grimmig starrte Levi vor sich hin auf den grau gefliesten Boden. Jetzt wo das Adrenalin nachließ, wurde ihm bewusst, wie nass er war und ein Zittern lief durch seinen gesamten Körper. Es war immer noch eiskalt im ganzen Haus und die nasse Kleidung machte es nicht besser.
Langsam und mit Hilfe des Waschbeckens kam er wieder auf die Füße. Sein Spiegelbild sah auch nicht gerade vielversprechend aus. Seine Augen waren gerötet, unter dem rechten Auge begann sich ein blauer Fleck breitzumachen; da musste er mit dem Beckenrand kollidiert sein. Über die Schultern bis zur Brust runter war er triefend nass, da war nichts zu machen, aber von der Hose abwärts war er halbwegs trocken geblieben. Immerhin.
Zurück im Schlafsaal entledigte er sich der nassen Kleidung und rubbelte sich mit einem Handtuch ab. Hatten sie so was wie Reserveuniformen? Levi hatte seine gerade gestern erst bekommen und ein zweites Set war nicht dabei gewesen. Ein Unterhemd ging klar, aber der Rest würde trocknen müssen, denn gerade war auch niemand da, den er fragen könnte.
Ihm war kalt und er war so wütend auf Bash! Da würde er sich wirklich was überlegen müssen. Suzanna um Entschuldigung bitten? Für was? Die war noch viel biestiger zu ihm gewesen als er zu ihr!

Nach dem Unterricht hatte Elijah sich in den Schlafsaal zurückgezogen.
In seinem Kopf pochte es noch immer dumpf, wie das stetige Tropfen von Regen auf einer Fensterscheibe. Er hatte sich auf dem Bett niedergelassen, bis er Schritte vernommen hatte. Hastig war er vom Bett gerutscht und sich in die Ecke des Bettes und der Wand gedrückt. Nur wenige Zeit später erkannte er die Stimmen von Bastian und Levi. Einerseits war er froh, dass er so unscheinbar war, dass keiner der Jungen ihn bemerkte, andererseits tat es ihm leid, dass der Neue so viele Probleme hatte, gerade nachdem er erst hier angekommen war.
Elijah unterdrückte ein Husten und behielt seine kauernde Position ein, versuchte zu ignorieren, was dort passieren musste, hielt still bis die Stimmen verklungen waren und nur noch Levi zurück geblieben war.
Langsam richtete der Junge sich nun doch auf, sah sich kurz um, dass wirklich niemand außer ihnen dort war, dann sah er hinüber zu dem Neuen. Er sah furchtbar aus. Nass, erschöpft und verletzt...
"Du kannst erstmal mein Ersatzhemd haben.", sagte Elijah nun leise und etwas zögerlich und hoffte, er würde den anderen Jungen nicht zu sehr erschrecken.

"Waaah..." Levi fuhr erschrocken herum, "...aas machst du denn hier!?" beendete er den uneleganten Ausruf. Er hatte gedacht, dass er allein im Schlafsaal war, immerhin hatte er die Tür nicht gehört. Er musste echt abgelenkt gewesen sein. Das fehlte ihm gerade noch, dass ihn in dem Zustand wer sah. Elijah ging ja gerade noch, aber vor den anderen Jungen hätte er schön blöd dagestanden. Trotzdem, es war ihm schon unangenehm. Bastian hatte ihn ordentlich fertig gemacht, das hätte Levi gern für sich behalten.
"Das wär echt nett..." murmelte er, während er das Handtuch über den Kopf zog und die nassen Haare trocken rubbelte. "Aber wie geht's dir eigentlich? Du sahst heute morgen echt nicht gut aus."
Eine Tatsache, für die Levi sich immer noch schrecklich verantwortlich fühlte.

Und Levi erschreckte sich doch.
Elijah hatte die Gabe wohl einfach manchmal wie unsichtbar zu wirken, auch wenn er da war. Allerdings hatte er gar nicht wirklich vorgehabt irgendetwas zu beobachten oder zu belauschen.
"T-tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken."
Ein entschuldigendes Lächeln huschte über Elijahs Gesicht, ehe er das Hemd aus dem Schrank fischte und dann Levi hin hielt.
"M-mir geht es gut.", fügte er dann an. Levi sollte sich nicht noch mehr Sorgen machen müssen. Er hatte schon so viele Probleme hier. Da wollte er nicht noch ein weiteres sein.

Levi war zwar arg skeptisch, was Elijahs eigene Einschätzung seiner Gesundheit anging, aber er wusste selbst, dass er auch nicht immer zugeben wollte, wenn es ihm nicht gut ging, also würde er bei Elijah auch nicht noch weiter nachbohren. Er wusste schon, was er tat.
"Danke," sagte er und nahm das Hemd entgegen. Dünn wie es war, alles war besser als in der Kälte auch noch halb angezogen rumzustehen. Für einen Moment fühlte sich das kratzige Hemd was warm an.
Seine nasse Kleidung hing er auf einen Bügel außen an den Schrank, da konnte sie über Nacht trocknen. Wenn ihn jemand fragte, konnte er ja einfach behaupten, im Bad ausgerutscht zu sein oder so. Nicht perfekt, aber die anderen hatten ja keinen Grund, von was anderem auszugehen. Außer Bash oder die anderen zwei Jungen hatten draußen von seiner Eskapade erzählt.
Einen Kamm hatte er gerade nicht zur Hand, also fuhr er sich schnell mit den Fingern durch die Haare.
"Warst du die ganze Zeit da?" fragte er Elijah schließlich. Das musste er zumindest wissen.

Elijah beobachtete wie der Junge das Hemd überzog und nun nicht mehr ganz so durchgefroren aussah. Ein wenig verlegen blickte er zu Boden, als Levi seine Frage stellte. Er hätte sagen können, er wäre erst hereingekommen, um Levi die Scham zu ersparen. Aber er wollte lieber ehrlich zu dem Jungen sein. Aus irgendeinem Grund erschien es ihm nicht recht ihn anzulügen.
"Ja... ich war schon hier bevor Bastian reingekommen ist... ich wollte ein wenig allein sein und dann hab ich mich hinters Bett gehockt... ich wollte nichts belauschen wirklich nicht. Und ich sage auch niemandem etwas darüber. Versprochen. Es... es tut mir leid."

Na gut, jetzt wusste er wenigstens bescheid. Seine Wangen fühlten sich etwas warm an, natürlich musste er sofort rot werden! Schlimm genug, dass Bash ihn ganz allein so fertig gemacht hatte, jetzt gab es neben seinen zwei Türstehern noch wen, der das ganze mitbekommen hatte.
"Is ja nich deine Schuld," meinte er nach einem Moment. "Wenn du's versprichst, glaub ich dir."
Er tastete nach der wunden Stelle unter seinem Auge und zuckte ein bisschen zusammen; definitiv keine gute Idee. Das begann bereits anzuschwellen. Sein Hals war auch noch ganz rau von der Husterei. Und in dem Zustand sollte er wie ein geprügelter Hund bei Suzanna angekrochen kommen? Das würde ihm in drei kalten Wintern nicht einfallen.
"Aber was mach ich wegen Suzanna?" überlegte er laut, nicht wirklich als Frage an Elijah. Der konnte ihm da ja auch nicht helfen.