The Children's Crusade

Bastian folgte dem Geschehen mit seinen Blicken. Er dachte garnicht daran den Blick gesenkt zu halten, oder ängstlich wegzusehen, während Suzanna bestraft wurde und so entging ihm nicht, dass Finnegans sonst so perfekte Maske für einen Moment brach. Es war nur ein kurzer Moment, aber die rasende Wut war unverkennbar.
Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Soso. Finnegans Hass und Wut auf Kinder war also keine Einbildung, sondern Fakt. Dann hatte er sich nicht getäuscht. All die Male, in denen er ihn oder Alisa bestraft hatte. Es war nicht nur Verachtung und Strenge um Ungehorsam zu vermeiden, es war Wut und Hass, die dahinter steckten. Und es gab etwas, dass Finnegans Maske brechen ließ.

Zwei Schläge. Und er würde wieder versuchen sie zu Fall zu bringen. Sie war nicht sicher, ob sie es noch einmal schaffen würde aufzustehen. Stehen bleiben würde sie jedenfalls nicht können, dessen war sie sich sicher. Nicht, wenn Finnegan es sich in den Kopf gesetzt hatte sie fallen zu sehen. Nicht in ihrem Zustand. Ihre Beine zitterten vor Anstrengung.

"Nein." Ihre Stimme war nicht laut, aber aus ihr sprachen Wut und der Wille sich nicht zu ergeben. Dummheit hätte sie es bei jedem anderen genannt. Vielleicht war sie auch schon so benebelt, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Aber sollte er sie doch zu Boden prügeln, wenn er sie dort haben wollte. Sie würde sich nicht weiter unterwerfen.

Trotz....

Finnegan lächelte kalt. Damit konnte er umgehen. Trotz hatte er schon bei vielen Kindern gebrochen. Dieses Mädchen war keine Ausnahme. Mochte sie es auch all die Jahre geschafft haben, sich vor ihm wegzuducken, am Ende brachen sie alle. Ohne Ausnahme.

Er ließ sich Zeit, jetzt da er seine Contenance wiedergefunden hatte. Dann knallte sein Rohrstock ohne jede Vorwarnung auf ihren Rücken nieder.

Suzanna hatte nicht laut gesprochen, aber in der absolute Stille hatte sie sicher trotzdem jeder verstanden. Levi sah auf, zu Suzanna, die sich kaum auf den Beinen halten konnte, zu den anderen Kindern, die keinen Mucks von sich gaben und entweder verängstigt aussahen oder froh, nicht selbst in Suzannas Haut zu stecken. Bei einigen meinte er eine gewisse Schadenfreude ausmachen zu können, was wohl nicht verwunderlich war, wenn Suzanna mit allen so umging wie mit Levi gestern. Zuletzt wanderte sein Blick zu Finnegan, der an der Bestrafung geradezu Freude zu haben schien.
Levis Rücken straffte sich unwillkürlich. Er wollte sich nicht wirklich zwischen Suzanna und Finnegan werfen, aber das was da vorging konnte doch so nicht richtig sein! Irgendetwas mussten sie doch tun können...!
Als Finnegan den Rohrstock unvermittelt wieder auf Suzanna einschlagen ließ, kam eine unglaubliche Wut in ihm auf und wie so oft konnte er dann gar nicht klar denken, aber das war kein Streit unter Gleichaltrigen, den man mit ein paar Schlägen untereinander klären konnte...

Schmerz. Sie zuckte zusammen unter dem ersten Schlag.
Mehr Schmerz. Ein Stöhnen entrann ihren Lippen und sie schwankte.
Noch bevor sie auf dem Boden aufkam traf sie ein dritter Schlag.
Ihr Atem kam stoßweise und gepresst. Ein Teil von ihr wollte sich nur der greifbaren Ohnmacht hingeben, sich fallen lassen in die wohlwollenden Arme vollständiger Dunkelheit.
Stattdessen drückte sie sich in eine halb sitzende Position hoch und erwartete zitternd den nächsten Schlag.

Mit einem mal sah Levi rot.
Er hatte zwar Angst vor was auch immer der Direktor sich noch ausdenken würde, aber er musste irgendwas tun! Er hatte bereits einen halben Schritt aus der Reihe gemacht als er plötzlich mit absoluter Sicherheit sagen konnte, was passieren würde. Er würde versuchen, Suzanna vor Finnegans weiterer Strafe zu schützen und in der Folge würde er sie nur verschärfen, und er würde sicher stellen, dass alle wussten, dass es seine - Levis- Schuld war. Er würde absolut gar nichts erreichen, im Gegenteil.
Er ballte die Hände zu Fäusten und senkte den Kopf. Sollte Suzanna am Ende etwa doch Recht behalten?

Finnegan hatte schon den Rohrstock zum nächsten Schlag erhoben, als er jedoch sah, dass Suzanna halb am Boden lag, blieb der nächste Schlag aus. Kalt lächelnd blickte er auf sie hinunter.

Er sprach leise, aber in der absoluten Stille konnte er sichergehen, dass die anderen Kinder um sie herum jedes Wort verstanden. "In all den Jahren hier solltest du eines gelernt haben, Fairchild. Gehorsam wird belohnt, Trotz wird bestraft. Du bist heute sehr sehr trotzig gewesen,  deshalb hast du diese Strafe auch verdient."

Jetzt hob er die Stimme doch ein wenig und blickte nicht nur zu ihr, sondern auch in die frierenden verhärmten Gesichter der anderen Kinder. "Mehr noch, dein sinnloser Trotz hat dafür gesorgt, dass alle deine Kameraden auf dich warten müssen. Jetzt haben wir deinetwegen schon soviel Zeit verloren, dass wir das Frühstück ein wenig abkürzen müssen, denn in unserer Einrichtung wird zu spät kommen zum Unterricht nicht geduldet. Sollten wir deinetwegen noch mehr Zeit vergeuden, werden wir das Frühstück ganz ausfallen lassen müssen.

Ist es das, was du mit deinem Trotz erreichen möchtest, Fairchild? Sollen deine Kameraden deinetwegen auch noch hungern?"

Natürlich war es ihre Schuld. Und natürlich versuchte er jetzt noch die anderen gegen sie aufzubringen. Das Schlimme war, dass er in den meisten Fällen Erfolg damit hatte die Kinder gegeneinander auszuspielen.
Es war etwas anderes für sich selbst zu kämpfen und dann allein dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Aber sie wollte - konnte - nicht den Zorn aller Kinder auf sich ziehen. Also blieb ihr nichts anderes übrig als müde den Kopf zu schütteln.
Finnegan mochte gewonnen haben, aber er hatte sie nicht gebrochen. Der Zorn wallte in ihr weiter, wie ein schwelendes Feuer im Hintergrund.

"Vernünftige Entscheidung, Fairchild", zischte Finnegan Suzanna zu. "Ford, du bringst sie zur Krankenstation."

Er wandte sich an die restlichen Kinder. "Der Appell ist für heute beendet. Schön ordentlich in Zweierreihen nach drinnen! Wer aus der Reihe tanzt, bekommt kein Frühstück. Und wehe euch, wenn jemand zu spät zum Unterricht erscheint!"

"Jawohl, Sir", kam die Antwort auf die Aufforderung beinahe sofort. Sie konnte sich Besseres vorstellen, als wegen Suzanna (ausgerechnet) das Frühstück zu verpassen, weil die Blonde mit ihrem Fuß so langsam sein war. Gerade nach dieser Strafe. Und nach der Unterhaltung vorhin...
Sie ging neben Suzanna in die Hocke, sorgsam darauf bedacht, ihr Kleid und auch den Mantel nicht dreckig zu machen, und reichte ihr die Hand.

Dass es nun ausgerechnet Ava war, die ihr helfen sollte war Suzanna fast schon egal. Selbst sie musste sich eingestehen, dass sie gerade Hilfe gut brauchen konnte. Sicher würde sie es auch ohne schaffen, aber es wäre um einiges schwieriger. Und sie war sich fast schon sicher, dass trotz allem auch von ihr verlangt wurde pünktlich im Unterricht zu sein.
Also griff sie nach Avas Hand und ließ sich hochhelfen. Es kostete sie enorme Anstrengung auf den Beinen zu bleiben und sie brauchte mehr Halt, als ihr lieb war.

Zugegebenermaßen war sie überrascht, als Suzanna ihre Hand ergriff. Dann musste es wirklich schlimm sein. So behutsam, wie es ihr möglich war, half sie Suzanna, auf die Beine zu kommen und stützte sie. Selbst wenn es diese Differenzen zwischen ihnen gab, musste sie einer so sehr Verletzten nicht noch einen Stoß geben. Schon gar nicht nach Finnegans Strafe.

Ein wenig mitleidig sah Elijah zu den beiden Mädchen herüber, die sich nun auf den Weg zum Krankenzimmer machten und somit das Frühstück wohl verpassen würden. Er schluckte leicht. Moore hatte gesagt, er sollte sich auch vor dem Unterricht dort melden, sollte es ihm nicht gut gehen. Aber er fürchtete sich vor denen, die dort waren. Am liebsten blieb er meist für sich.
Wie auch die anderen fügte er sich in die Reihe ein.
Hielt dann und wann die Hand vor den Mund, wenn ein weiteres husten ihn schüttelte.
Wenn er erst einmal etwas gegegessen hatte, würde es ihm sicherlich schon besser gehen. Und vielleicht konnte er Suzanna und Ava noch etwas gutes tun. Ihm hatten die anderen gestern auch geholfen...

Moore hatte sich überlegt, ob er eingreifen sollte, als Levi aus der Reihe tanzte, aber die Tatsache, dass Finnegan den Appell beendete, nahm ihm diesen Zugzwang.
"Marsch zum Essen jetzt, ab dafür!", ordnete er an und schob die Kleinsten, die sich ängstlich an den Händen gefasst hatten, in Zweierreihen vor sich her.
Er behielt Levi und Elijah im Blick, während sich die zwei Reihen zu Paaren zusammenfanden.

Levi warf einen letzten Blick in Richtung Suzanna, die sich nun aber von einem anderen Mädchen helfen ließ. Irgendwie fühlte er sich dadurch zumindest ein bisschen erleichtert, auch wenn seine Entscheidung, dem Treiben einfach zuzusehen, immer noch auf ihm lastete. Es mochte hundert mal sinnvoll gewesen sein, richtig fühlte es sich deswegen nicht an.
Er folgte den anderen ins Haus, ohne wirklich darauf zu achten, wohin er ging. An der Treppe stolperte er kurz, so sehr war er in Gedanken, fing sich dann aber schnell.

So sehr Suzanna sich auch bemühte, wirklich schnell kamen sie nicht voran. Noch zwei mal knickte sie weg, weil ihr Fuß nicht so wollte wie sie. Frustriert musste sie anerkennen, dass Ava ihre Sache gut machte und sorgsam verhinderte, dass sie stürzte.
Suzanna hasste es auf jemanden angewiesen zu sein. Sie weigerte sich von sich selbst als hilflos zu denken, aber es bedeutete auf jeden Fall einen Kontrollverlust. Und mit einem mal war sie Ava etwas schuldig. Etwas, das sie nach dem Streit am Morgen eigentlich nicht brauchen konnte.
Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit das Krankenzimmer erreichten, saßen die anderen sicherlich schon lange bei Frühstück.
"Du solltest gucken, ob du noch was vom Porridge abbekommst.", meinte sie, als sie an die Tür klopfte. Wenn Ava noch etwas zu essen bekommen würde, wäre ihre eigene Schuld sicherlich nicht ganz so groß.

Geduldig tat Ava, was ihr aufgetragen war, geduldig und vor allem, ohne sich zu beschweren. Sie hätte einiges tun können, das Suzanna noch mehr Schwierigkeiten bereitet hätte - und es hätte ein Unfall sein können. Ein Sturz, weil sie sie nicht mehr halten konnte. Ein Stolpern, weil sie es ja selbst so oft tat... aber das war sie nicht. Es wäre eine Möglichkeit gewesen, aber das passte nicht zu ihr. Sie war gewissenhaft und verantwortungsbewusst. Da hatte Suzanna unter diesen Umständen auf keinen Fall noch mehr Schmerzen verdient. Das hatte keiner.
Sie klopfte gegen die Tür, als sie bei der Krankenstation angekommen waren und sah dann zu Suzanna, die sich mehr schlecht als recht auf den Beinen halten konnte. Porridge... nun, vielleicht war es klug, sich Essen zu holen. Aber ihre Chancen, auch etwas vom Mittagessen zu bekommen, waren doch recht hoch. Also zuckte sie relativ gleichgültig mit den Schultern, während sich die Schritte der Schwester näherten.
"Ich sorge dafür, dass du sicher ankommst."
"Das kann ich auch ab jetzt übernehmen, Miss Ford", hörte sie die freundlich klingende Stimme der Schwester. "Oder möchten Sie ihre Mitschülerin noch hinein begleiten?"
Ava kannte die Schwester, seit diese hier angestellt war, und sie wusste nur zu gut, dass dieses Lächeln keineswegs echt war. Sie antwortete nicht, sondern half Suzanna an der jungen Frau vorbei zu gehen und sich in den Stuhl zu setzen, was ebenfalls einige Zeit in Anspruch nahm. Der Weg führte sie vorbei an zwei leeren Betten, die für besonders schlimme Fälle reserviert waren, in einen zweiten Raum, in dem sich ein kleiner Tisch befand, auf dem das Werkzeug der Krankenschwester seinen Platz gefunden hatte. Schränke an der Wand verbargen vermutlich nur wenig Medizin und Verbandsmaterial. Mitten im Raum stand besagter Stuhl, auf dem Suzanna wie schon viele Kinder vor ihr Platz nehmen musste. Ein Fenster spendete kaltes Licht und obwohl dieser Raum sehr sauber war, wollte man ihn kaum betreten.
"Ich sehe schon, Fairchild hat sich den Fuß verletzt... Du gehst dann am besten zum Frühstück..."
Ava blieb nichts anderes übrig, als zu nicken und sich dann abzuwenden. Finnegan hatte ihr nicht gesagt, dass sie dafür sorgen sollte, dass Suzanna auch zum Unterricht erschien...

Suzanna schauderte, als sie den Raum betraten und unwillkürlich wurde ihr übel. Ihre bisherigen Besuche hier konnte sie an einer Hand abzählen und die waren alle in ihrer Anfangszeit gewesen. Gefühlt war ihr Krankenhausaufenthalt im städtischen Hospital nahtlos in ihren ersten kurzen Aufenthalt in einem der unbequemen Betten im vorderen Zimmer übergegangen.
In dieser Zeit hatte sie eine massive Abneigung gegen alles entwickelt was mit Krankenhäusern und deren Personal zu tun hatte. Wäre sie damals nicht ins Krankenhaus gekommen, dann wäre sie nie in diesem Gefängnis hier gelandet. Nicht nur einmal hatte sie in dieser Zeit gedacht, dass man sie einfach hätte sterben lassen sollen.
Wortlos ließ sie sich von Ava zu dem Stuhl bringen, warf einen kurzen Blick auf den kleinen Tisch und sah dann die Schwester an.

Nachdem die Tür hinter der Schwarzhaarigen ins Schloss gefallen war, wandte Chandra sich dem Mädchen um. Fairchild also... Nun, die Akte, die ihre Vorgängerin geschrieben hatte, hatte deutlich die Unvernunft hervorgehoben. Immer noch lächelte sie.
"Fairchild, wärst du so freundlich und würdest Schuhe und Strümpfe ausziehen. Auf den ersten Blick vermute ich zwar einen gestauchten Fuß, aber für die Versorgung dessen..."
Musste sie es aussprechen? Vermutlich nicht. Einen stützenden Verband trug man am Besten auf der Haut, dann rutschte er nicht.

Sie mochte die Frau nicht. Sie fühlte sich einfach...falsch an. Mehr noch als sonst hatte Suzanna das Gefühl eingesperrt zu sein. Eingesperrt in diesem Raum, mit dieser Frau.
Aber immerhin, sitzen tat gut. Weiterhin wortlos stellte sie ihren rechten Schuh neben dem Stuhl ab und zog dann den linken aus. So weit, so gut. Sie wägte kurz ab wie unschicklich es wäre zu versuchen die Strumpfhose im Sitzen auszuziehen, entschied sich dann aber dagegen. Da ihr Gegenüber nicht beim Appell gewesen war, hatte sie nicht mitbekommen was passiert war. Kein Grund sie darauf aufmerksam zu machen wie dreckig es Suzanna tatsächlich ging.
Sie stemmte sich hoch, den rechten Fuß ein Stück vom Boden gehoben und zog die Strumpfhose bis zu den Knien. Als sie sich bückte, zuckte ein kurzer Schmerz durch ihren Rücken, der ihre Gesichtszüge einen winzigen Augenblick entgleiten ließ. Sie merkte wie ihre Wangen heiß wurden, als sie voll Wut und Scham an die Bestrafung dachte.
Mühevoll setzte sie sich wieder und zog umständlich den Rest der Strumpfhose aus, während sie versuchte ihren Blick unter Kontrolle zu behalten.

Noch immer lächelte sie freundlich - es war einfach so festgefahren in ihren Zügen. Dabei war es gar nicht notwendig, den Zwergen hier irgendetwas vorzuspielen. Aber besser so, als dass sie sich in einem wirklich wichtigen Gespräch verriet.
Sie ließ das Mädchen nicht aus den Augen, während sie sich damit abmühte, die Strumpfhose auszuziehen und dabei den verletzten Fuß nicht zu belasten. Ihr Lächeln wich einem entsetzen Blick, als sie den Fuß betrachtete. Dass dies genauso wenig echt war, wie zuvor - nun, entweder wusste da Mädchen es, oder es würde es zu spüren bekommen.
"Das sieht sehr übel aus. Was hast du denn gemacht?", heuchelte sie Interesse, als sie vor Suzanna in die Knie ging, um das Gelenk wenig vorsichtig zu befühlen.

Suzanna ruckte im Stuhl zurück und schrie auf, als Ms Curtington unsaft ihren Fuß umfasste. Unfassbarer Schmerz schoss ihr gesamtes Bein hoch und ließ sie Sterne sehen. Ruckartig versuchte sie ihr Bein dem Griff der Frau zu entreißen.
"Verdammte scheiße, sind Sie wahnsinnig?!?"

Sofort bohrten sich Chandras Fingernägel in die blasse Haut der Wade, vielleicht etwas schmerzhafter als notwendig, damit das Mädchen das Bein nicht wegziehen konnte. Mit einem Lächeln im Gesicht sah sie zu Suzanna auf.
"Soll ich deinen Fuß richten oder nicht, Fairchild? Durch Streicheln werde ich sicher nicht herausfinden, wo genau das Problem liegt."
Das eigentliche Problem war doch der Hitzkopf, oder nicht? Aber der würde das Mädchen nur in andere Probleme bringen.

Das Frühstück wurde an den gleichen langen Tischen eingenommen wie das Frühstück. Aus kleinen, teilweise angeknacksten Schüsseln erhielt jedes Kind eine Portion Haferschleim, der sicher mehr aus Wasser als aus Hafer bestand. Levi setzt sich an ein Tischende, darauf bedacht, seinen immer noch geschundenen Rücken und Hintern zu schonen. Es ging aber schon besser als gestern, immerhin. Der Haferschleim war ungesüßt, was kombiniert mit der wässrigen Konsistenz keine sehr ansprechende Mahlzeit ergab. Levi hatte allerdings nach dem spärlich ausgefallenen Abendessen genug Hunger, um hastig herunterzuschlingen was auch immer man ihm vorsetzte.
Erst, als er die Schüssel in Windeseile geleert hatte, fiel ihm Elijahs Zettel wieder ein und er zog ihn hervor, um ihn unauffällig unter dem Tisch zu studieren.
Von Kindheits Stunde war ich nicht wie and're war'n..., begann er zu lesen, aber das Gedicht war etwas zu lang, als dass er es sich so schnell würde einprägen können. Er überflog den Text einige Male, aber er machte sich keine Hoffnungen, dass ihm das helfen würde. Nicht, dass Moore von ihm erwarten konnte, dass er Hausaufgaben machte, von denen er genau genommen nicht mal wusste, dachte er trotzig.

Eine weitere Welle der Übelkeit überkam sie, zusätzlich zu dem immer stärken werdenden Gefühl eingesperrt zu sein, gefangen. Ihr Herz raste und sie merkte wie ihr kalter Schweiß ausbrach.
"Richten? Geben Sie mir einfach was gegen die Schmerzen und was zum Kühlen, das wird schon reichen. Kein Grund weiterhin auf meinem Fuß rumzudrücken!" Ihre Worte klangen schrill in ihren eigenen Ohren und sie konnte nichts dagegen tun.